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„Stationäre Patientenversorgung im ländlichen Raum – ein Auslaufmodell?“

Initiator Dr. med. Bernd Schneider begrüßt Landrat Peter Heimrich

 

Am 05.09.2015 versammelten sich Mediziner aus ganz Thüringen, um beim sechsten Schmalkalder Schlosssymposium die Rolle des sogenannten „kleinen Hauses“ im hart umkämpften Klinikmarkt zu diskutieren.

Schmalkalden (07.09.2015) - Zum mittlerweile sechsten Schmalkalder Schlosssymposium fanden sich zahlreiche Ärzte und Ärztinnen, VertreterInnen von Kliniken sowie andere interessierte TeilnehmerInnen im altehrwürdigen Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden ein, um sich im Rahmen eines interdisziplinären Forums auszutauschen. Die vom Elisabeth Klinikum Schmalkalden organisierte Veranstaltungsreihe eröffnete Chefarzt Dr. med. Bernd Schneider, Initiator des Symposiums, und leitete in das zentrale Rahmenthema ein: Stationäre Patientenversorgung im ländlichen Raum - ein Auslaufmodell? „Um die Frage ausreichend zu diskutieren, haben wir uns bemüht spannende und vielfältige Themen in den einzelnen Fachdisziplinen aufzugreifen und sie durch hochkarätige Referenten darlegen zu lassen“, so Schneider.

„Der gesamte Kreistag steht hinter dem Elisabeth Klinikum und dessen Zukunftssicherung“

Als erstes ergriff Landrat Peter Heimrich, Schirmherr der Veranstaltung, das Wort. „In Anbetracht der rahmenpolitischen Entwicklungen, wie z.B. der angekündigten Gesundheitsreform, haben es kleine Krankenhäuser weiterhin schwer. Um den Standort Schmalkalden langfristig zu sichern, haben wir im letzten Jahr auch über eine Fusion nachgedacht. Letztendlich haben wir diesen Weg nicht zu Ende beschritten, weil dieser sonst möglicherweise zu Lasten der Mitarbeiter und des regionalen medizinischen Angebots gegangen wäre“, so Heimrich. „Der Geschäftsführerwechsel in 2014 hat die notwendige Kehrtwende gebracht, um positiv in die Zukunft zu blicken. Der neue Geschäftsführer hat es zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klinikums geschafft, den Verlust im operativen Geschäft 2014 zu halbieren. Die angeschobenen Projekte und die verbesserte Finanzbasis sind grundlegende Pfeiler für die Standortsicherung. Der gesamte Kreistag steht hinter dem Elisabeth Klinikum und dessen Zukunftssicherung“, sagt der Landrat weiter.

Anschließend übernahm Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski das Wort und stimmt in den Tenor von Peter Heimrich ein. Denn für ihn hat die Stadt Schmalkalden beste Voraussetzungen geschaffen, damit das Klinikum in Schmalkalden kein Auslaufmodell wird. „Die hohe Industriedichte, eine der niedrichsten Arbeitslosenquoten in Ostdeutschland und die Modernisierung der städtischen Infrastruktur im Zuge der Landesgartenschau machen die Stadt Schmalkalden attraktiv und schaffen ein Wohlfühlumfeld gerade auch für medizinisches Fachpersonal, welches dadurch an die Region gebunden oder sogar angelockt wird“, meint Kaminski.

Auch der Hausherr ließ es sich nicht nehmen einige Worte an die Anwesenden zu richten. Dr. Kai Lehmann, Direktor des Schloss Wilhelmsburg, stellte in seinem Vortrag „Budgetierung ist keine Erfindung von Ulla Schmidt“ klar, dass das Ringen um medizinische Finanzierung und Versorgung keine Erfindung der Neuzeit ist. Die hiesige Medizinalordnung von 1616 sprach bereits von einem Ärztemangel auf dem Land und hohen Kosten für die medizinische Behandlung.

Von der Zahngesundheit in der Schwangerschaft bis zur Diagnose im MRT

Es folgten vier Sitzungsrunden mit informativen Ausführungen und spannenden Querverweisen zwischen den einzelnen medizinischen Disziplinen. So konnte der neue Chefarzt der Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dr. med. Matthias K. Wiemer, die wissenschaftliche Diskussion eröffnen und stellte sein Spezialgebiet, die minimal-invasive gynäkologische Chirurgie als weiteren Entwicklungsmotor der Klinik, vor. Er wurde in seiner Sitzung von Dr. med. Frank Liebaug aus Steinbach-Hallenberg unter-stützt. Der passionierte Zahnarzt, der für seine Tätigkeiten zwischen seiner Heimatstadt und China pendelt, erläuterte ein interdisziplinäres Konzept zur Vermeidung von Frühgeburten durch die paradontale Behandlung während der Schwangerschaft und Stillphase.

Die zweite Sitzung widmete sich zum einem dem stetig wachsendem Thema der stationären geriatrischen Versorgung im ländlichen Raum, wozu Alexander Pfeffer, der Geschäftsführer der Sozialwerk Meiningen gGmbH, Stellung nahm und mit Dr. med. Thomas Günther (Elisabeth Klinikum Schmalkalden GmbH) dem Phänomen der postoperativen kognitiven Dysfunktion. Zum anderem stellten PD Dr. med. Tudor-Constantin Pörner (Universitätsklinikum Jena) und Heike Veitt (Elisabeth Klinikum Schmalkalden GmbH) moderne Konzepte zur Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern vor.

Robert Koch, Geschäftsführer des Elisabeth Klinikums Schmalkalden, nahm sich den ökonomischen Fragen in der ländlichen Patientenversorgung an und machte die besondere Bedeutung der Ökonomie in dem Klinikmanagement deutlich. „Um einen Krankenhausstandort langfristig zu sichern, muss der Erhalt der Investitionsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit sowie eine ausreichende Patientenzahl gesichert sein. Außerdem müssen freie Stellen zeitnah mit Fachkräften nachbesetzt werden und die ärztliche Qualität im Haus muss stets auf dem bestmöglichsten Niveau erhalten bleiben“, sagt Koch. „Die bisher durchgeführten und angeschobenen Veränderungen im Elisabeth Klinikum sind daher für den Erhalt unserer Zukunft die maßgebliche Basis“, so Koch weiter.

Die dritte Sitzung beschäftigte sich mit dem metabolischen Syndrom, eine Erkrankung, die sich durch permanente Überernährung und Bewegungsmangel entwickeln kann. Dr. med. Ullrich Hohmann (SRH Wald-Klinikum Gera GmbH) erläuterte hierbei einerseits die chirurgische Therapie des Syndroms, andererseits stellte Kerstin Jakob-Maghda aus Schwarza in einem humorvollen und bewegenden Vortrag ihre ganz eigenen persönlichen Erfahrungen und deren Folgen als betroffene Patientin dar. Dr. rer. nat. J. Schubert (ehem. Klinikum Bayreuth GmbH) und Dr. med. Ronni Veitt (Elisabeth Klinikum Schmalkalden GmbH) erläuterten die „On site-Zytologie“ als Qualitätszuwachs in der Diagnostik. Die Zytodiagnostik dient dabei z.B. der Früherkennung von Tumorerkrankungen oder Entzündungen. Bei der sogenannten On site-Zytologie kann die diagnostische Genauigkeit um zehn bis 15 % verbessert werden. Außerdem wird ihr eine Verminderung der Untersuchungszeit und der Materialkosten postuliert.

In der vierten Sitzung nimmt sich Dr. med. Rudolf Schmidt (Elisabeth Klinikum Schmalkalden GmbH) dem Thema der Indikation zur muskulo-skelettalen Diagnostik beim älteren Patienten im MRT an und demonstriert dabei, welche bemerkenswerten medizinischen Fortschritte das Klinikum im Bereich der Diagnostik durch die Investition in die neuste Technologie gemacht hat. 

„Die stationäre Patientenversorgung im ländlichen Raum ist kein Auslaufmodell“

Abgerundet wurde das Symposium mit den resümierenden Schlussworten von Dr. med. Bernd Schneider. Sein Fazit lautet: „Mit dem Blick über den Tellerrand haben wir festgestellt, dass die stationäre Patientenversorgung im ländlichen Raum kein Auslaufmodell ist. Ein herzlicher Dank gilt den Organisatoren, Referenten und Sponsoren, die das sechste Schmalkalder Schlosssymposium erst ermöglicht haben.“

Zahleiche Vertreter aus der Pharmaindustrie und Medizintechnik begleiteten das Symposium in einer Industrieausstellung. Die musikalische Eröffnung des Kongresses übernahmen Andy Rank am Klavier und Leonie Kratz im Gesang.

(Text: Isabell Straub; Bilder: Thomas Schmidt)

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